Hallo NOZ Team,

auf diesem Wege sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Dienstag, 27.05.2025, zum Artikel „Linnemann: Rentner arbeiten zu wenig“ auf Seite 4.Die Aussage von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, Rentner in Deutschland würden „zu wenig arbeiten“, ist nicht nur realitätsfern, sondern auch respektlos gegenüber einer Generation, die Jahrzehnte lang zum Wohlstand dieses Landes beigetragen hat.

Viele Rentner können schlicht nicht mehr arbeiten, aus gesundheitlichen Gründen, wegen Pflegeverantwortung für Angehörige oder weil sie körperlich belastende Berufe ausgeübt haben. Andere engagieren sich längst weiter: in Familien, im Ehrenamt oder auch in Nebenjobs, nicht selten aus finanzieller Not heraus. Ihnen dann indirekt vorzuwerfen, sie würden ihre „Produktivität“ nicht ausreichend zur Verfügung stellen, ist ein Armutszeugnis für eine Partei, die sich gerne als christlich-sozial versteht.

Wenn Herr Linnemann Anreize für freiwillige Weiterarbeit schaffen will, ist das sein gutes Recht, über eine „Aktivrente“ kann man diskutieren. Aber pauschal eine ganze Bevölkerungsgruppe als „zu inaktiv“ zu deklarieren, dient eher der populistischen Zuspitzung als einer seriösen Debatte über den demografischen Wandel.

Ein Politikstil, der mit dem Finger auf die Schwächeren zeigt, statt systemische Lösungen zu suchen, ist der falsche Weg. Wer Rentner zum arbeitsmarktpolitischen Problem erklärt, sollte sich fragen, wie ernst es ihm mit Respekt und sozialer Gerechtigkeit wirklich ist.

Mit freundlichen Grüßen