Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrte Frau Lehmann,
hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zu den Artikeln „Prien für Obergrenze für Schüler mit Migrationshintergrund“ und „Warum nicht mal groß denken?“ von Rena Lehmann (NOZ vom 05.07.2025).
„Warum nicht mal groß denken?“ fragt Rena Lehmann in ihrem Kommentar zur Idee einer Obergrenze für Kinder mit Migrationshintergrund in Klassenzimmern. Die eigentliche Frage müsste jedoch lauten: Warum schon wieder klein denken, und zwar so klein, dass komplexe Probleme auf einen einzigen Sündenbock reduziert werden?
Was Frau Lehmann und auch Bundesbildungsministerin Prien hier betreiben, ist keine mutige Bildungsoffensive, sondern Symbolpolitik mit ideologischer Schlagseite. Statt das Bildungssystem ernsthaft zu reformieren, etwa durch kleinere Klassen, mehr Lehrer, soziale Durchmischung und bessere Ausstattung, wird suggeriert, eine „Migrantenquote“ könne die Bildungsmisere lindern. Als wäre die Herkunft das Problem, nicht die Chancenungleichheit.
Die Realität sieht anders aus: Kinder scheitern nicht, weil sie „Ali“ heißen, sondern weil sie in Armut aufwachsen, weil Schulen unterbesetzt sind und weil Bildungschancen immer noch vom Elternhaus abhängen, ganz gleich, ob mit oder ohne deutschen Pass.
Besonders perfide wird es, wenn Frau Lehmann auf den vermeintlichen Ausspruch „Der Islam ist hier der Chef“ verweist, ohne Kontext, Quelle oder kritische Distanz. Solche Zitate bedienen Ressentiments und laden rechtes Gedankengut salonfähig auf – auch wenn sie sich den Anschein nüchterner Sorge geben. Wer Bildungsgerechtigkeit ernst meint, sollte Brücken bauen, nicht Grenzen ziehen.
Eine echte „große Idee“ wäre es, allen Kindern, unabhängig von Herkunft, Name oder Religion, die gleiche Chance auf Bildung zu geben. Eine Obergrenze für Migrantenkinder dagegen klingt verdächtig nach Obergrenze für Mitmenschlichkeit.
Mit freundlichen Grüßen
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