Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrte Frau Lehmann,

Ihre Schlagzeile „So ungerecht ist die Erbschaftsteuer“ greift zu kurz. Ungerecht ist nicht, dass der Staat Erbschaften besteuert. Ungerecht ist, wer wie viel zahlt. Heute trifft die Steuer vor allem den gehobenen Mittelstand, etwa Familien, die ein Haus in München erben. Überreiche Milliardenerben hingegen können über großzügige Ausnahmen und Gestaltungen oft fast steuerfrei Hunderte Wohnungen oder ganze Unternehmen übernehmen.

Dass Ihr Artikel sich fast ausschließlich auf Anton Steiner stützt, Präsident eines Erbrechts-Anwaltsvereins, verschiebt die Perspektive. Seine Forderung nach einem Einheitssatz von 3–5 Prozent würde nicht „Gerechtigkeit schaffen“, sondern vor allem die Reichsten in Deutschland massiv entlasten.

Finanzwissenschaftler wie das DIW betonen dagegen: Rund 400 Milliarden Euro werden jährlich vererbt, eine zentrale Quelle wachsender Ungleichheit. Wer ernsthaft über Gerechtigkeit sprechen will, muss endlich die Schlupflöcher für Überreiche schließen, statt Erbschaften pauschal zu verbilligen.

Mit freundlichen Grüßen