Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Ebert,
Ihr Kommentar zum „Bagel in Manhattan“ von Annalena Baerbock und zu Markus Söders Döner-Inszenierungen ist ein Musterbeispiel für zweierlei Maß.
Während Baerbock als narzisstisch, peinlich und jugendlich-naiv verspottet wird, erscheint Söder als sympathischer „Volkstribun“, der halt gerne Fastfood isst. Diese Ungleichbehandlung ist so durchsichtig wie fragwürdig. Warum ist ein Bagel in New York ein Skandal der Fremdscham, ein Döner in Bayern aber eine folkloristische Bodenständigkeit?
Die Wahrheit ist doch: Baerbock bewegt sich als Außenministerin auf dem internationalen Parkett, Söder hingegen betreibt plumpe Dauer-Selbstinszenierung ohne jeden politischen Gehalt. Dass letzteres im Artikel verharmlost wird, während ersteres zur Staatsaffäre aufgeblasen wird, sagt mehr über die Schlagseite des Kommentars aus als über die beiden Politiker.
Am Ende mündet der Text in die resignative Floskel, „ein Volk bekomme eben die Politiker, die es verdiene“. Das ist nicht Analyse, sondern intellektuelle Bankrotterklärung, und entlässt die Medien bequem aus ihrer Verantwortung, den Unterschied zwischen Politik und Klamauk klar zu benennen.
Wer politische Kommunikation ernsthaft einordnen will, sollte weniger Bagel- und Döner-Metaphern wälzen, sondern den Mut haben, die eigentlichen Fragen zu stellen: Wer transportiert Inhalte, und wer lebt nur von Inszenierung?
Mit freundlichen Grüßen
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