Hallo NOZ Team,

auf diesem Wege möchte ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Freitag, 14.03.2025, Seite 3, Einblicke, Ewert und Wiesendanger

Leserbrief: Wissenschaft über Meinung

Die beiden Artikel von Burkhard Ewert und Roland Wiesendanger setzen sich mit dem Ursprung der Corona-Pandemie auseinander und zeichnen dabei ein Bild, das die Laborthese als bestätigt erscheinen lässt. Doch so sehr diese Sichtweise für manche attraktiv sein mag, eines bleibt klar: Wissenschaftliche Erkenntnis beruht auf Beweisen, nicht auf Überzeugungen oder politischen Erklärungen.

Wissenschaft ist ein dynamischer Prozess. Sie entwickelt sich weiter, wenn neue Erkenntnisse gewonnen werden. Der Ursprung von SARS-CoV-2 ist nach wie vor nicht abschließend geklärt. Während einige Hinweise für einen Laborunfall sprechen, gibt es ebenso starke Argumente für einen natürlichen Ursprung. Solange keine eindeutigen Beweise vorliegen, bleibt es unseriös, eine These zur unumstößlichen Wahrheit zu erklären.

Besorgniserregend ist die Art und Weise, wie in beiden Artikeln mit Wissenschaftlern umgegangen wird, die in der Vergangenheit eine andere Einschätzung vertreten haben. Meinungsvielfalt ist in der Forschung essenziell, doch Diffamierung einzelner Wissenschaftler oder ganzer Institutionen trägt nichts zur Aufklärung bei. Es ist auch irreführend, den Diskurs über den Ursprung des Virus mit pauschaler Kritik an Maßnahmen wie Impfungen oder Maskenpflicht zu vermengen, deren Wirksamkeit in zahlreichen Studien nachgewiesen wurde.

Wissenschaft ist keine Meinungssache. Sie verlangt nach objektiver Prüfung von Hypothesen, nach methodischer Strenge und nach der Bereitschaft, Erkenntnisse zu akzeptieren, selbst wenn sie nicht ins eigene Weltbild passen. Wer sich wirklich für Aufklärung und Transparenz einsetzt, sollte den wissenschaftlichen Prozess respektieren – und nicht voreilig vermeintliche Wahrheiten verkünden.