Leserbriefe, Medienkritik & politische Analysen seit 2025

Kategorie: Burkhard Ewert (Seite 2 von 5)

Leserbrief zum Kommentar von Burkhard Ewert, NOZ vom Donnerstag, 02.10.2025, Seite 2, Fall Julia Ruhs

Sehr geehrte Redaktion,

hier erhalten Sie meinen Leserbrief zum Kommentar von Burkhard Ewert, NOZ vom Donnerstag, 02.10.2025, Seite 2, Fall Ruhs.Burkhard Ewert erklärt den Fall Julia Ruhs zum Beleg einer „linksgrünen Schlagseite“ des NDR. Doch er verschweigt Wesentliches: Rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Senders haben in einem offenen Brief kritisiert, dass die Sendung „Klar“ journalistisch unsauber gearbeitet habe. Es ging also nicht darum, konservative Positionen zu unterdrücken, sondern darum, Mindeststandards einzuhalten.

Wer dies ignoriert, macht aus einer internen Qualitätsfrage eine Systemkritik am Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. Statt differenziert zu analysieren, inszeniert Ewert einen Kulturkampf, und liefert damit genau die Schlagworte, mit denen seit Jahren Stimmung gegen den ÖRR gemacht wird.

Meinungsvielfalt ist wichtig. Aber Meinungsvielfalt heißt nicht, dass jede Meinung, egal wie einseitig oder mangelhaft recherchiert, eine Sendeplattform beanspruchen darf. Aufgabe von Journalismus ist es, Fakten sauber aufzubereiten, nicht, Schlagseite als „Vielfalt“ zu verkaufen.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zur NOZ vom Donnerstag, 18.09.2025, Seite 2, Meinung Ewert zu Kirk

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Ewert,

Sie haben völlig recht: Mitgefühl darf niemandem abgesprochen werden, das gilt für jedes Opfer von Gewalt, ganz gleich, welche politische Haltung es zu Lebzeiten vertreten hat. Doch Ihre Kolumne zum Mord an Charlie Kirk hinterlässt einen schiefen Eindruck.

Indem Sie ausführlich die „christliche Geste“ von Felix Nmecha verteidigen, blenden Sie die entscheidende Dimension aus: Kirk war nicht einfach ein Familienvater oder „Aktivist“, sondern eine Schlüsselfigur der US-amerikanischen radikalen Rechten, die systematisch gegen Minderheiten hetzte und das demokratische System schwächte. Ihn kritiklos als Opfer zu verklären, ohne seine Rolle in diesem Klima politischer Verrohung zu benennen, verzerrt das Bild.

Natürlich darf ein Sportler „Ruhe in Frieden“ wünschen. Aber es ist ebenso legitim, dass Fans und Vereine sensibel reagieren, wenn dabei eine politische Agenda mitschwingt. Das ist keine „Sanktionierung des Christentums“, sondern Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung.

Mitgefühl ja, aber bitte ohne Verklärung. Wer die gefährliche Wirkung von Figuren wie Kirk unterschlägt, trägt dazu bei, dass rechte Gewalt und Ideologien weiter verharmlost werden.

Mit freundlichen Grüßen

Leserbrief zur NOZ vom Donnerstag, 11.09.2025, Rest der Republik Boomer Mimimi, Seite 2

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Ewert,

hier mein Leserbrief zur NOZ vom Donnerstag, 11.09.2025, Rest der Republik Boomer Mimimi, Seite 2.

Burkhard Ewerts Verteidigung der Boomer blendet zentrale Aspekte der Wohlstandsdebatte aus. Er verweist auf Konsumgüter der 1970er und 80er Jahre, um zu zeigen, wie genügsam man damals lebte. Das lenkt aber von der entscheidenden Frage ab: der Verteilung. In der alten Bundesrepublik war Wohlstand vergleichsweise gleichmäßiger verteilt, die Mittelschicht wuchs, Aufstieg durch Arbeit war möglich. Heute hingegen besitzt das reichste Prozent über 30 % des Vermögens, während fast die Hälfte der Bevölkerung kaum Rücklagen hat. Genau hier liegt das Problem: Nicht am „falschen Bewusstsein“ der Jungen, sondern an einer real verschärften Ungleichheit.

Ewert verniedlicht zudem den Ukrainekrieg, indem er ihn als „Ballast der Seele“ relativiert und mit Kindheitstraumata der Kriegsgeneration vergleicht. Damit verschiebt er die Perspektive von einem geopolitischen Angriffskrieg auf eine moralische Erzählung. Aber es geht nicht um „Chai Latte gegen Steckrüben“, sondern um die Sicherheit Europas und die Verteidigung des Völkerrechts.

Wer ernsthaft über Generationengerechtigkeit sprechen will, muss die Ungleichheit der Gegenwart thematisieren, und darf aktuelle Krisen nicht durch historische Vergleiche verharmlosen.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zum Kommentar von Burkhard Ewert „Ach, Habeck, Wie anders war er wirklich?“ in der NOZ vom 04.09.2025

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Ewert,

hier mein Leserbrief zum Kommentar von Burkhard Ewert „Ach, Habeck, Wie anders war er wirklich?“ in der NOZ vom 04.09.2025.

Burkhard Ewerts Kommentar über Robert Habeck ist kein fairer Rückblick, sondern ein gezieltes Nachtreten. Statt einer ausgewogenen Bilanz greift er zu Übertreibungen und persönlichen Unterstellungen.

So erklärt er das Gebäudeenergiegesetz kurzerhand zum „Scheitern“. Fakt ist: Das Gesetz wurde nach intensiven Debatten und Anpassungen 2023 verabschiedet. Es als gescheitert darzustellen, ist schlicht falsch.

Ebenso verzerrt ist der Vorwurf einer „Agora-Connection“. Ja, Habeck holte Vertraute ins Ministerium, wie es jede neue Regierung tut. Doch daraus eine reine Seilschaft zu konstruieren, unterschlägt, dass er zahlreiche erfahrene Fachleute übernahm.

Auch der Versuch, Habecks Lehrauftrag an der Universität Berkeley als „keine relevante Würde“ abzuwerten, wirkt kleinlich. Gastdozenturen an einer der weltweit führenden Hochschulen sind zweifellos eine Auszeichnung. Dass Ewert dies ins Gegenteil verkehrt, spricht Bände.

Habecks kommunikative Entgleisungen gegenüber politischen Gegnern verdienen Kritik. Aber Ewert reiht sie ohne Einordnung aneinander und stilisiert sie zu einem Charakterbild. Damit entsteht ein Zerrspiegel, der weniger über Habeck als über die Schlagseite des Autors verrät.

Wer Robert Habecks Rückzug aus der Politik kommentiert, darf Stärken und Schwächen benennen. Doch wenn persönliche Polemik und selektive Fakten die Grundlage sind, verfehlt der Text sein Ziel. Eine Zeitung, die Meinungsvielfalt betont, sollte Kommentare veröffentlichen, die kritisch und faktenorientiert sind, nicht persönliche Abrechnungen.

Mit freundlichen Grüßen

Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 30.08.2025, Meinung Burkhardt Ewert, Seite 1

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Ewert,

hier mein Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 30.08.2025, Meinung Burkhardt Ewert, Seite 1.

Der Kommentar zu Angela Merkels „Wir schaffen das“ verzerrt das Bild von 2015. Ja, damals stieg die Zahl der Asylanträge stark an, rund 476.000 im Jahr, wir alle wissen warum. Von „Millionen Syrern“ kann aber keine Rede sein, und längst nicht alle sind geblieben.

Auch die Behauptung, Merkels Entscheidung habe den Brexit „entscheidend“ ausgelöst, ist historisch unhaltbar. Das Referendum war längst angekündigt, die britische EU-Skepsis tief verwurzelt. Merkels Politik war vielleicht ein Mosaikstein, sicher aber nicht der Schlüssel zum Austritt.

Gern wird auch der Aufstieg der AfD allein auf 2015 zurückgeführt. Das ist bequem, blendet aber andere Ursachen wie soziale Abstiegsängste und allgemeine Politikverdrossenheit aus.

Vor allem unterschlägt der Kommentar die Realität von heute: Laut IAB sind inzwischen 64 % der 2015 Geflüchteten erwerbstätig, rechnet man Selbstständige hinzu sogar knapp 70 %. Damit liegt diese Gruppe fast gleichauf mit der Beschäftigungsquote der Gesamtbevölkerung (77 %). Männliche Geflüchtete arbeiten sogar überdurchschnittlich häufig. Wer also behauptet, Merkels Entscheidung habe Deutschland nur geschadet, ignoriert diese Fakten.

Angela Merkels „Wir schaffen das“ war kein Ausdruck von Willkür, sondern eine politische Wette auf Humanität und Integrationskraft. Zehn Jahre später zeigt sich: Ganz so falsch lag sie nicht.

Mit freundlichen Grüßen

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