Hallo NOZ Team,
hier mein Leserbrief zum Artikel Wie gewalttätig ist die linksextreme Szene? (NOZ, 11. November).
Der Artikel über angeblich zunehmende linksextreme Gewalt in Hamburg vermittelt mit seiner Überschrift ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Sicherheitslage. Zwar sind die geschilderten Brandanschläge und Bedrohungen in keiner Weise zu verharmlosen, aber sie werden im Text in einen Kontext gestellt, der die Relationen verschiebt.
Die zitierten Zahlen des Verfassungsschutzes zeigen selbst, dass 2024 in Hamburg 1272 rechtsextremistische Straftaten registriert wurden, also achtmal so viele wie im linken Spektrum (156). Auch bei Gewalttaten ist das Verhältnis mit 116 zu 16 eindeutig. Diese deutliche Überlegenheit rechter Gewalt wird im Artikel zwar erwähnt, aber nicht eingeordnet. Stattdessen entsteht der Eindruck, die linksextreme Szene sei ein ähnlich großes Problem wie rechtsextreme Strukturen.
Tatsächlich sind es jedoch Rechtsextreme, die bundesweit für den Großteil politisch motivierter Gewalttaten, für Todesopfer, rassistische und antisemitische Übergriffe verantwortlich sind.
Eine verantwortungsvolle Berichterstattung sollte solche Relationen klar benennen, um nicht unbeabsichtigt das Bedrohungsbild zu verschieben. Wer über Extremismus berichtet, muss den Hauptträger politischer Gewalt in Deutschland, den Rechtsextremismus, auch im Verhältnis sichtbar machen.
Mit freundlichen Grüßen