Hallo Herr Clasen, hallo NOZ Team,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zum Kommentar von Michael Clasen „Europa kann Putin nicht besiegen!“ (NOZ vom 12.06.2025, Seite 1).

Der Kommentar von Michael Clasen bietet (wie von Clasen zu erwarten) einen gefährlich einseitigen Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, und bedient dabei Narrative, wie sie sonst vor allem aus dem Kreml bekannt sind.

Wenn Clasen schreibt, „Europa kann Putin nicht besiegen“, dann verkennt er die Realität: Die Ukraine hat sich mit westlicher Unterstützung bereits erfolgreich gegen eine vollständige Einnahme gewehrt, und Russland hat enorme Verluste an Menschen und Material erlitten. Der Krieg ist keineswegs militärisch entschieden, und schon gar nicht zugunsten Moskaus.

Besonders bedenklich ist die implizite Täter-Opfer-Umkehr. Wer dem angegriffenen Land vorwirft, mit der Forderung nach Wiederherstellung seiner territorialen Integrität „Not und Elend zu verlängern“, verschiebt die Verantwortung vom Aggressor auf das Opfer. Das ist zynisch. Die Ukraine kämpft nicht nur für ihre Freiheit, sondern auch für die Sicherheit Europas. Ihr das Recht auf Selbstverteidigung abzusprechen, ist ein gefährlicher Fehlschluss.

Auch die Forderung nach „Verständigung mit Moskau“ wirkt realitätsfern. Russland führt diesen Krieg nicht aus einem Missverständnis heraus, sondern mit imperialer Absicht. Gespräche können nur dann sinnvoll sein, wenn beide Seiten zu echten Kompromissen bereit sind, bislang ist das bei der russischen Führung nicht erkennbar.

Frieden entsteht nicht durch Kapitulation. Wer wie Clasen auf schnelle Verhandlungen drängt, ohne dass Russland zuvor seinen brutalen Kurs ändert, riskiert einen Diktatfrieden zu Putins Bedingungen, und signalisiert autoritären Regimen weltweit: Gewalt lohnt sich.

Mit freundlichen Grüßen