Hallo NOZ Team, hallo Herr Clasen,
hiermit sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Mittwoch, 25.06.2025, zum Meinungsartikel von Michael Clasen auf Seite 1 vor dem Hintergrund des Faktenartikels „Wo ist das angereicherte Uran im Iran?“ auf Seite 3
Mit Befremden habe ich den Kommentar von Michael Clasen gelesen, der die US-Angriffe auf iranische Atomanlagen als „Triumph“ feiert und den Eindruck erweckt, die nukleare Gefahr sei damit beseitigt. Diese Einschätzung steht im krassen Widerspruch zu den Fakten, die Sie in derselben Ausgabe unter dem Titel „Wo ist das angereicherte Uran im Iran?“ veröffentlichen.
Dort kommen internationale Expertinnen und Experten sowie der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zu Wort, und ihre Einschätzungen sind alles andere als triumphal. Vom „ausgelöschten Atomprogramm“ kann keine Rede sein: Das zu 60 Prozent angereicherte Uran, potenziell genug für mehrere Atomwaffen, ist weiterhin vorhanden, seine genaue Lage unbekannt. Die IAEA hat aktuell keinen Zugang zu den Anlagen, ihre Kontrolle ist weitgehend ausgehebelt.
Gerade vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, wie leichtfertig Herr Clasen militärische Gewalt als Lösung feiert und zugleich jene diffamiert, die auf eine differenzierte, völkerrechtsbasierte Außenpolitik setzen. Wer ernsthaft meint, man könne ein komplexes Atomkonflikt-Regime mit Bomben „erledigen“, verkennt die realen Gefahren: ein Rückzug Irans aus dem Atomwaffensperrvertrag, der Aufbau eines geheimen Nuklearprogramms, und eine dramatische Eskalation, auch für Europa.
Die Welt wird nicht sicherer durch markige Worte und martialische Gesten, sondern durch kluge Diplomatie, glaubwürdige Kontrollen und internationale Zusammenarbeit. Dass ein Kommentar in Ihrer Zeitung solch faktenwidrige Zuspitzung erfährt, während im selben Blatt die ernüchternde Realität beschrieben wird, ist nicht nur ein Widerspruch, es ist gefährlich.
Mit freundlichen Grüßen
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