Hallo NOZ Team, sehr geehrter Herr Ludwig,
beigefügt sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 28.06.2025, Meinung Mindestlohn Thomas Ludwig, Seite 1.
Thomas Ludwigs Kommentar zum Mindestlohn liest sich wie ein altbekanntes neoliberales Drehbuch: Höhere Löhne gefährden Arbeitsplätze, Unternehmen geraten unter Druck, und politische Einmischung gilt als störend. Was hier als ausgewogene Analyse daherkommt, ist in Wahrheit ein einseitiges Plädoyer gegen soziale Fortschritte, und gegen ökonomische Realität.
Die Behauptung, der Mindestlohn dürfe nicht „zu hoch“ sein, verkennt einen zentralen Zusammenhang: Wer wenig verdient, gibt jeden zusätzlichen Euro aus, und kurbelt damit unmittelbar die Binnenkonjunktur an. Dass Ludwig diesen Zusammenhang zwar andeutet, aber dann reflexhaft in die alte Leier von Arbeitsplatzverlusten verfällt, ist symptomatisch für eine ökonomische Erzählung, die sich hartnäckig gegen empirische Evidenz immun zeigt. Zahlreiche Studien, darunter auch vom IAB selbst, kommen zu dem Schluss: Moderate Mindestlohnerhöhungen zerstören keine Jobs, sie schaffen Stabilität und Teilhabe.
Besonders irritierend ist Ludwigs Vorstellung, die Politik solle sich heraushalten und allein den „Sozialpartnern“ das Feld überlassen. In einer Demokratie ist es aber gerade Aufgabe der Politik, Mindeststandards festzulegen, vor allem, wenn Marktmechanismen versagen und Armut trotz Vollzeitjob weiter grassiert. Wer hier von „Zwischenrufen“ spricht, will demokratische Gestaltungsmacht kleinreden.
Am Ende geht es nicht um 13,90 oder 15 Euro, es geht um Würde, Teilhabe und ökonomische Vernunft. Wer beides gegeneinander ausspielt, wie es Herr Ludwig tut, stellt sich nicht nur gegen die Interessen von Millionen arbeitender Menschen, sondern auch gegen eine zeitgemäße Wirtschaftspolitik.
Mit freundlichen Grüßen
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