Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrte Frau Lehmann,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zum Kommentar „Der Sozialstaat braucht Reformen“ von Rena Lehmann (NOZ, 25. August 2025).

Der Eindruck, Bürgergeld sei zu bequem und werde massenhaft missbraucht, ist durch Zahlen nicht gedeckt. 2023 wurden nur rund 0,4 % der erwerbsfähigen Beziehenden wegen Arbeitsverweigerung sanktioniert, der Großteil der Sanktionen betrifft Meldeversäumnisse. Seit 2024 ist zudem eine Totalsanktion bis zu zwei Monaten bereits möglich, härtere Regeln gibt es also schon.

Die eigentlichen Ausgabensteigerungen liegen nicht im Bürgergeld, sondern bei Rente, Gesundheit und Pflege. Wer Bürgergeldbeziehende dennoch in den Fokus rückt, verschiebt den Blick und spielt der AfD in die Hände. Studien zeigen: Soziale Unsicherheit und gefühlte Ungerechtigkeit sind Nährboden für rechtspopulistische Protestwahl.

Reformen braucht es, aber mit Augenmaß und Chancenorientierung, nicht mit Symbolpolitik auf Kosten der Schwächsten.

Mit freundlichen Grüßen