Hallo NOZ Team,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Freitag, 25.04.2025, zum Artikel „Ukraine: Druck auf Selenskyj wächst“, Seite 1. Mit Verwunderung habe ich Ihren Artikel zur aktuellen Lage in der Ukraine gelesen. Die Art und Weise, wie hier russische Positionen sowie Aussagen von Donald Trump nahezu unkommentiert wiedergegeben werden, hinterlässt den Eindruck, als ob die Verantwortung für den andauernden Krieg hauptsächlich bei der Ukraine und Präsident Selenskyj liege. Diese Darstellung greift jedoch viel zu kurz und verzerrt das Bild der Realität.

Russland führt seit über zwei Jahren einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine, hat mehrfach Gebiete annektiert und setzt gezielt auf Terror gegen die Zivilbevölkerung, um politische Ziele zu erzwingen. Diese Fakten sollten nicht untergehen, wenn man russische Friedensbekundungen zitiert, die in Wahrheit an die bedingungslose Kapitulation der Ukraine geknüpft sind. Die Forderung nach einem ukrainischen Rückzug aus den 2022 besetzten Gebieten sowie der Krim bedeutet faktisch eine Belohnung für brutale Gewalt.

Dass Präsident Selenskyj unter diesen Umständen auf Verhandlungen zu fairen Bedingungen besteht, ist kein Ausdruck von Unnachgiebigkeit, sondern der Versuch, die territoriale Integrität seines Landes zu verteidigen – ein Recht, das jedem souveränen Staat zusteht.

Zudem sollte man Donald Trumps Aussagen im Kontext seiner politischen Interessen sehen: Er spricht nicht im Namen der US-Regierung und ist bekannt für seine Nähe zu autoritären Führern. Seine Kritik an Selenskyj wird im Artikel auffällig prominent platziert, während Einordnungen europäischer Stimmen – etwa von Kaja Kallas – eher randständig bleiben.

Ein ausgewogener Journalismus sollte nicht russische Propagandaformeln übernehmen, ohne sie kritisch zu prüfen. Der Eindruck, der Artikel diene eher der Verstärkung russischer Narrative als der Information der Leser, ist leider schwer von der Hand zu weisen.

Mit freundlichen Grüßen