Hallo NOZ Team,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Donnerstag, 03.07.2025, zum Artikel „Regenbogenflagge von St.-Martin-Kirche gerissen“, Seite 18.

Mit Bestürzung habe ich von dem Vorfall an der St.-Martin-Kirche in Bramsche gelesen, bei dem die Regenbogenflagge nach dem Christopher Street Day abgerissen wurde. Die Gemeinde vermutet einen Zusammenhang mit dem CSD, doch es greift zu kurz, diesen Akt allein als Reaktion auf eine lokale Veranstaltung zu deuten.

In Wahrheit ist dies ein weiteres Beispiel für eine bundesweit spürbare Entwicklung: Die Missachtung und Herabwürdigung queerer Menschen und Symbole wird zunehmend gesellschaftsfähig, nicht zuletzt befeuert durch politische Akteure auf höchster Ebene.

Wenn CDU-Chef Friedrich Merz die Regenbogenflagge als Symbol queerer Sichtbarkeit mit einem „Zirkuszelt“ vergleicht und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner das Hissen dieser Fahne zum CSD am Reichstagsgebäude untersagt, dann sind das keine harmlosen Formalitäten. Es sind gezielte Signale. Signale, die queeren Menschen sagen: Ihr gehört nicht sichtbar zu uns. Signale, die jenen in die Hände spielen, die sich durch Vielfalt gestört fühlen, und dann wie in Bramsche zur Tat schreiten.

In diesem politischen Klima braucht es keine Parolen mehr. Eine geklebte Botschaft wie „Schwarz-Rot-Gold ist bunt genug“ spricht Bände. Sie ist das direkte Echo auf die Symbolpolitik aus Berlin, die Vielfalt zur Nebensache erklärt und Neutralität als Deckmantel für Ausgrenzung benutzt.

Es ist daher nicht nur mutig, sondern auch bitter nötig, dass Pastorin Schimmelpfennig und ihre Gemeinde eine neue Flagge aufhängen wollen. Sie setzen damit ein Zeichen der Solidarität, das leider derzeit aus der Bundespolitik schmerzlich fehlt.

Mit freundlichen Grüßen