Sehr geehrte Redaktion,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Dienstag, 12.08.2025, Seite 4, Artikel Bürgergeld für Ukrainer:innen.

Die Überschrift „Verhätschelt das Bürgergeld die Ukrainer?“ ist nicht nur polemisch, sondern vermittelt bereits im ersten Satz eine Vorverurteilung, ohne dass der Artikel diese Behauptung belegt. Bürgergeld deckt das gesetzlich definierte Existenzminimum, nicht mehr. Von „Verhätscheln“ kann keine Rede sein.

Im Text werden höhere Beschäftigungsquoten in Polen oder Tschechien pauschal mit geringeren Sozialleistungen verknüpft. Dass dort Sprachbarrieren geringer sind, große ukrainische Communities schon vor Kriegsbeginn existierten oder Arbeitsmärkte einfacher zugänglich sind, wird nur am Rande erwähnt. Ebenso fehlen Vergleiche mit Staaten, die ähnlich oder großzügiger unterstützen als Deutschland, diese passen offenbar nicht ins gewünschte Bild.

Wenn CDU/CSU-Politiker behaupten, Deutschland zahle „Leistungen wie kein anderes Land der Erde“, wäre es Aufgabe der Redaktion, dies zu hinterfragen. Fakt ist: Auch andere Länder (Skandinavische Länder und einige westliche EU-Staaten haben teils höhere Sozialleistungen für Geflüchtete) leisten deutlich mehr als das polnische oder rumänische Modell, und erfolgreiche Integration hängt von weit mehr Faktoren ab als der Höhe der Unterstützung.

Eine faire Debatte braucht weniger Schlagzeilenrhetorik und mehr differenzierte Analyse.

Mit freundlichen Grüßen