Die Aussagen von Hendrik Streeck über teure Behandlungen sehr alter Menschen haben eine kontroverse Debatte ausgelöst. Kritisch ist besonders, dass sein Denken, teure Therapien für Hochbetagte zu hinterfragen, das Leben alter Menschen nach Kosten bewertet. Auch Kommentare wie der von Burkhard Ewert, die Streeck dafür loben, normalisieren diese Sichtweise, obwohl die Menschenwürde unabhängig vom Alter gilt.

Hallo NOZ, hallo Herr Ewert,

ich sende Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Donnerstag, 20.11.2025, Meinung Ewert zu Hendrik Streeck, „Denken wie Streeck“.

Die jüngsten Aussagen von Hendrik Streeck zu teuren Behandlungen sehr alter Menschen sind problematisch. Indem manche Kommentare, wie der von Burkhard Ewert, Streecks Position als mutiges Tabu-brechen darstellen und mit persönlichen Anekdoten untermauern, wird ein Denken normalisiert, das das Leben alter Menschen nach Kosten bewertet.

Dabei geht es nicht um medizinische Realität oder individuelle Entscheidung, sondern um eine gefährliche Tendenz: Alte Menschen könnten so implizit als „weniger wertvoll“ oder „ökonomisch belastend“ betrachtet werden. Das widerspricht der grundsätzlichen Menschenwürde und öffnet die Tür zu Altersdiskriminierung.

Natürlich ist es richtig, Übertherapie zu vermeiden und Behandlungen am Nutzen und Willen der Patientinnen und Patienten auszurichten. Aber die Diskussion darf niemals an Alter oder Kosten gekoppelt werden. Alte Menschen sind vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft, mit demselben Recht auf medizinische Versorgung wie alle anderen. Die Menschenwürde endet nicht mit 80, 90 oder 100 Jahren. Gerade journalistische Kommentare sollten diese Grenze klar respektieren, statt sie zu verwischen.

Mit freundlichen Grüßen