Hallo NOZ Team,

beigefügt sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Montag, 07.04.2025, zum Artikel von Anika Sterna, Eine Propaganda der Gutmeinenden, Seite 2.

Leserbrief: Mehr Ausgewogenheit in der Corona-Debatte bitte

Mit großem Interesse, aber auch wachsender Irritation habe ich den Artikel „Eine Propaganda der Gutmeinenden“ gelesen. Die Frage nach dem Ursprung von SARS-CoV-2 ist zweifellos wichtig – wissenschaftlich, politisch und gesellschaftlich. Doch der Beitrag, der sich vor allem auf die Aussagen von Alexander Kekulé und Roland Wiesendanger stützt, vermittelt einen einseitigen und tendenziösen Eindruck.

Die Überschrift allein („Propaganda der Gutmeinenden“) suggeriert bereits eine klare Lagerbildung und unterstellt weiten Teilen der Wissenschaft ein bewusstes Vertuschen – ein schwerwiegender Vorwurf, der im Artikel selbst kaum differenziert belegt wird. Kritische Stimmen zur Laborhypothese wurden zu Beginn der Pandemie tatsächlich vorschnell abgetan, das ist unbestritten. Doch heute ist die Diskussion längst differenzierter – auch ohne dass man sie ideologisch auflädt oder mit dem moralischen Zeigefinger versieht.

Statt eine ausgewogene Darstellung anzubieten, gibt der Artikel vor allem den Vorwürfen zweier Personen Raum. Gegendarstellungen, Einordnung oder ein Hinweis auf die nach wie vor fehlenden belastbaren Beweise für einen Laborursprung fehlen weitgehend. Die Leserschaft bleibt so mit einem einseitigen Bild zurück – und das ausgerechnet bei einem Thema, das geradezu nach wissenschaftlicher Nüchternheit ruft.

Journalismus sollte zur Aufklärung beitragen, nicht zur Polarisierung. In der Pandemie haben wir schmerzhaft erfahren, was ein Mangel an Vertrauen in Wissenschaft und Medien anrichten kann. Umso wichtiger wäre es, dass Beiträge wie dieser nicht mit suggestiven Überschriften und einseitiger Auswahl der Stimmen alten Gräben neue Tiefe geben.

Mit freundlichen Grüßen