Leserbriefe, Medienkritik & politische Analysen seit 2025

Kategorie: Die rechtsextreme AfD (Seite 1 von 4)

Leserbrief zum Kommentar von Rena Lehmann „Ein Jahr Ampel-Aus, Merz liefert nicht bei wichtigstem Thema“, NOZ vom 6. November 2025

Sehr geehrte Redaktion,

der Kommentar von Rena Lehmann (Ein Jahr Ampel-Aus-Merz liefert nicht bei wichtigstem Thema) liest sich wie ein Versuch, Friedrich Merz trotz offensichtlicher Versäumnisse im Amt noch ein wohlwollendes Zeugnis auszustellen. Von einer kritischen Bilanz kann keine Rede sein.

Zwar wird erwähnt, dass Merz seine „Wirtschaftswende“ nicht eingelöst hat, doch die Kritik bleibt oberflächlich. Statt seine leeren Versprechungen und handwerklichen Fehler beim Wort zu nehmen, werden externe Faktoren wie Trump oder China bemüht, um die Verantwortung zu relativieren. So wird Merz nicht als politisch Verantwortlicher dargestellt, sondern als Getriebener der Umstände.

Auch die Behauptung, die neue Koalition sei „besser als ihr Ruf“, wirkt wie Schönfärberei angesichts einer wirtschaftlich und sozial orientierungslosen Regierung, die weder Impulse für nachhaltiges Wachstum noch für soziale Gerechtigkeit setzt. Die Umfragen, in denen die AfD die Union inzwischen überholt hat, sind kein Zufall, sondern Ausdruck wachsender Enttäuschung über die inhaltsleere Politik eines Kanzlers, der mehr Schlagworte als Lösungen liefert.

Ein Kommentar, der Anspruch auf politische Einordnung erhebt, sollte diese Widersprüche benennen, und nicht weichzeichnen. Wer nach Jahren des Ampel-Bashings nun Merz Versagen mit milder Tonlage begleitet, betreibt keine Analyse, sondern Imagepflege.

Mit freundlichen Grüßen

Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 01.11.2025, zum Meinungsartikel von Philipp Ebert zum Thema Compass-Mitte, Seite 1

Hallo NOZ Team, hallo Herr Ebert,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 01.11.2025, zum Meinungsartikel auf der ersten Seite von Ihnen, Herr Ebert, zum Thema Compass-Mitte.

Philipp Ebert zeichnet die innerparteiliche Debatte in der CDU als unnötiges Störfeuer und verklärt eine vermeintlich „rechte Lücke“ als natürliche politische Heimat der Union. Das ist zu einfach.

Die CDU verliert nicht, weil sie zu wenig nach rechts rückt, sondern weil sie gesellschaftliche Veränderungen zu lange verwaltet hat, statt sie politisch zu gestalten. Eine moderne Volkspartei muss unterschiedliche Milieus ansprechen, nicht nostalgisch Grenzen nach links ziehen und den rechten Rand als Wachstumszone betrachten.

Ebert diffamiert die „Compass-Mitte“ und innerparteiliche Kritik als Illoyalität. Das Gegenteil ist richtig: Demokratische Parteien brauchen offenen Diskurs, gerade, wenn es um die Abgrenzung zu extremistischen Kräften geht.

Friedrich Merz hat eine Zusammenarbeit mit der AfD mehrfach ausgeschlossen. Gut so. Doch seine widersprüchlichen Signale auf kommunaler Ebene haben Irritationen erzeugt, und genau darum ist Wachsamkeit nötig, nicht Häme gegenüber denjenigen, die klare Linien einfordern.

Eine starke CDU entsteht nicht durch Schweigen und Lagerlogik, sondern durch klare Werte und moderne Antworten. Der Weg zur Mitte ist kein Fehler, er ist historischer Erfolgsfaktor der Union.

Mit freundlichen Grüßen

Leserbrief zur NOZ vom Donnerstag, 30.10.2025, Seite 1, Doppelte Staatsbürgerschaft 

Hallo NOZ Team,

hier mein Leserbrief zur NOZ vom Donnerstag, 30.10.2025, Seite 1, zum Thema Doppelte Staatsbürgerschaft.

Wieder einmal bedient sich die Union bei der AfD. Kaum ist das neue Staatsbürgerschaftsgesetz beschlossen (dem die Union selbst zugestimmt hat), fordern CSU und CDU schon wieder eine „grundlegende Reform“ und stellen die doppelte Staatsbürgerschaft infrage.

Wer von „fehlender Liebe zu Deutschland“ und „Privilegien“ spricht, übernimmt fast wörtlich die Rhetorik der AfD. Das hat nichts mit Sicherheit oder Integrationspolitik zu tun, sondern mit billigem Stimmenfang am rechten Rand. Wer so redet, schwächt das Vertrauen in den Rechtsstaat und spielt genau denen in die Hände, die unsere Demokratie spalten wollen.

Wenn die Union glaubwürdig bleiben will, sollte sie aufhören, populistische Parolen zu kopieren, und sich stattdessen an ihre eigenen Beschlüsse halten.

Mit freundlichen Grüßen 

Schmidt, Tobias <t.schmidt@noz.de> schrieb am Do., 30. Okt. 2025, 09:00:

Hallo Herr Reichl, 

die zeitgleicher Erscheinung der beiden Texte war tatsächlich Zufall und keine Kampagne. An dem Wortlautportokoll mit dem Jobcenter-Direktor arbeite ich schon lage, dann kam noch die Initiative für ein SPD-Mitgliederbegehren hinzu. Zu der Initiative habe ich in der Tat eine dezidierte Meinung wie im Kommentar dargelegt, das können Sie sehr gerne kritisieren.

Im Wortlautprotokoll wird mitnichten tendenziös oder einseitig wiedergegeben, was Sache ist, sondern ich finde die Ausführungen von Herrn Holz sehr ausgewogen und sehr interessant. Eine pauschale Kritik aller Leistungsberechtigten sehe ich darin nicht.

Wir hatten übrigens vor wenigen Tagen Wortlautprotokolle von Betroffenen vor einen Jobcenter in Osnabrück eingesammelt. Unter diesem Link können Sie das finden:

https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/was-menschen-vor-dem-jobcenter-osnabrueck-ueber-die-buergergeld-reform-denken-49421152

Und Marcel Fratzscher hat die geplante Reform bei uns kürzlich als Ablenkungsmanöver bezeichnet:

https://www.noz.de/lebenswelten/rente/artikel/oekonom-marcel-fratzscher-im-interview-warum-er-die-boomer-so-fordert-49375874

Wir bemühen uns jeden Tag um ausgewogene Berichterstattung und lassen sehr bewusst ganz unterschiedlicher Akteure zu Wort kommen.

mit freundlichen Grüßen

Tobias Schmidt

Sehr geehrter Herr Schmidt,

vielen Dank für Ihre Rückmeldung und die Links, das weiß ich zu schätzen. Mein Punkt bezog sich weniger auf einzelne Beiträge, sondern auf die Wirkung der Kombination an diesem Tag: ein stark wertender Kommentar unmittelbar vor einem Interview, das vor allem problematische Beispiele aus Sicht des Jobcenters zeigt.

Auch wenn beide Texte inhaltlich für sich stehen, ergibt sich zusammen ein einseitiger Eindruck zur Bürgergeld-Debatte und zur innerparteilichen Diskussion in der SPD. Darauf wollte ich aufmerksam machen, nicht auf Ihre generelle Berichterstattung zielen.

Vielen Dank für den offenen Austausch.

Mit freundlichen Grüßen

Leserbrief zum NOZ-Artikel Merz sagt AfD den Kampf an (21. Oktober 2025, Titelseite)

Hallo NOZ Team, 

ich sende Ihnen meinen Leserbrief zum NOZ-Artikel Merz sagt AfD den Kampf an (21. Oktober 2025, Titelseite). 

Friedrich Merz erklärt, er wolle sich von der AfD nicht zerstören lassen. Doch wer seine jüngsten Äußerungen hört, könnte den Eindruck gewinnen, er wolle ihr lieber die Themen abnehmen, indem er sie übernimmt.

Wenn Merz von einem Problem im Stadtbild spricht und sagt, wer seine Töchter fragt, wisse, was er meine, dann bedient er genau jene diffusen Ängste, mit denen die AfD seit Jahren Stimmung macht, ohne die Probleme konkret zu benennen oder mit Fakten zu belegen. Das ist keine entschlossene Abgrenzung, sondern ein gefährliches Spiel mit rechten Narrativen.

Besonders irritierend ist seine Reaktion auf die Proteste gegen diese Aussagen. Wer demonstriert, so Merz, müsse sich fragen lassen, „ob er ein Interesse daran hat, ein Problem zu lösen oder einen Keil in die Gesellschaft zu treiben“. Damit stellt der Kanzler legitime Kritik und demokratische Meinungsäußerung unter Generalverdacht. Eine solche Haltung passt nicht zu einem Regierungschef einer demokratischen Volkspartei.

Wer der AfD wirklich entgegentreten will, sollte nicht deren Rhetorik kopieren, sondern ihr Weltbild klar widersprechen, mit Aufklärung, sozialer Gerechtigkeit und glaubwürdiger Integrationspolitik. Sonst verliert die CDU nicht nur Wähler, sondern auch ihre politische Mitte.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 18.10.2025, Meinung Rena Lehmann, Seite 2

Hallo NOZ Team,  hallo Frau Lehmann,

hier sende ich Ihnen meinen kurzen Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 18.10.2025, Meinung Rena Lehmann, Seite 2.

Lehmann warnt vor einer CDU, die sich durch Annäherung an die AfD zerreißen könnte. Doch übersieht sie, dass Friedrich Merz mit seinen eigenen Aussagen längst selbst zur Spaltung beiträgt. Wer vom veränderten Stadtbild spricht und AfD-Themen sprachlich übernimmt, rückt die Brandmauer nicht ein Stück nach rechts, er reißt sie ein. Die Gefahr für die CDU kommt nicht von außen, sondern aus der Rhetorik ihrer Führung.

Mit freundlichen Grüßen

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