Guten Tag NOZ Team, sehr geehrter Herr Barklage,
hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Mittwoch, 02.07.2025, Meinung „Hitzewelle im Norden? Bitte entspannen Sie sich“ von AlexanderBarklage auf Seite 3.Von Alexander Barklage wird die aktuelle Hitzewelle in Norddeutschland als beinahe harmlose Sommerlaune dargestellt. Die Medien übertreiben, die Menschen sollen sich „entspannen“, Ventilatoren seien halt ausverkauft, und wer sich beklagt, dem mangele es wohl am gesunden Menschenverstand. Diese Perspektive verkennt jedoch die ernste Lage, und sie unterschätzt die tiefere Bedeutung von Hitzewarnungen und Aufklärung in Zeiten des Klimawandels.
Ja, wir haben Sommer. Und ja, Hitze gehört dazu. Doch das allein erklärt nicht, warum der Deutsche Wetterdienst vor „extremer Wärmebelastung“ warnt, warum Rettungsdienste aufgestockt werden, warum Pflegeeinrichtungen Notfallpläne aktivieren. Es geht nicht um eine vermeintliche „Hysterie“, sondern um realen Schutz: für Ältere, Kleinkinder, chronisch Kranke, und zunehmend auch für alle anderen. Denn die Zahl der hitzebedingten Todesfälle steigt, auch in Deutschland. Der Sommer 2022 forderte Schätzungen zufolge mehr als 8.000 Todesopfer in der Bundesrepublik, nicht durch Überschwemmungen oder Stürme, sondern durch Hitze. Solche Zahlen sind keine Medienübertreibung, sondern eine Mahnung.
Wer Hitzewarnungen als „übertrieben“ abtut, stellt sich blind gegenüber einer Realität, die längst mehr ist als nur ein saisonales Wetterphänomen. Die Hitze heute ist nicht einfach „wie früher“, sie ist häufiger, intensiver und gefährlicher. Städte heizen sich auf, Böden trocknen aus, Bäche fallen trocken, Tiere sterben, und Landwirtschaft leidet. Hitze ist heute nicht mehr nur ein individuelles Problem, sondern ein strukturelles, für unsere Gesundheitssysteme, unsere Infrastruktur, unsere Umwelt.
Die Kritik an „Servicetexten“, die erklären, wie man sich schützt, wirkt dabei fast zynisch. Nicht jeder Mensch ist in der Lage, spontan das eigene Verhalten optimal an neue Wetterextreme anzupassen. Viele leben in schlecht isolierten Wohnungen, müssen trotz Hitze zur Arbeit pendeln oder körperlich schwer arbeiten. Für sie sind konkrete Informationen lebenswichtig, nicht „banal“, wie Barklage nahelegt, sondern Teil einer öffentlichen Verantwortung.
Natürlich ist Gelassenheit kein Fehler. Aber sie darf nicht zur Verharmlosung führen. Wer heute so tut, als seien Hitzewellen nichts weiter als ein Sommerthema, verkennt die Dynamik eines sich verschärfenden Klimas. Und wer Warnungen mit Panikmache gleichsetzt, riskiert, dass die Menschen sie irgendwann gar nicht mehr ernst nehmen.
Die bessere Botschaft wäre: Informieren, vorbereiten, schützen, ohne Hysterie, aber mit klarem Bewusstsein für die Risiken.
Mit freundlichen Grüßen