Leserbriefe, Medienkritik & politische Analysen seit 2025

Kategorie: Zeitgeschehen (Seite 14 von 16)

Leserbrief zur NOZ vom Donnerstag, 08.05.2025, Seite 3, Interview russischer Botschafter

Hallo NOZ Team, 

beigefügt sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Donnerstag, 08.05.2025, Interview mit russischem Botschafter.

Keine Bühne für Propaganda

Sehr geehrte Redaktion,

mit großem Befremden habe ich Ihr Interview mit dem russischen Botschafter Sergej Netschajew („Haben bereits einen Kalten Krieg – sogar in schärferer Form“) gelesen. So wichtig es ist, auch Vertreter autoritärer Regime zu befragen, so enttäuschend ist es, dass diesem Interview jegliche journalistische Einordnung fehlt.

Herr Netschajew verbreitet darin unkommentiert die altbekannten Narrative des Kremls: Die Ukraine sei selbst Schuld an ihrer Lage, Russland führe keinen Angriffskrieg, die Sowjetunion habe Polen 1939 nicht besetzt, sondern „Sicherheitsinteressen“ gewahrt – alles Geschichtsverdrehung in Reinform. Dass diese Aussagen nicht einmal durch Fakten oder historische Korrekturen relativiert werden, ist journalistisch problematisch. Kritische Rückfragen sind zwar vorhanden, doch die Widersprüche bleiben unbezeichnet, die Desinformation wirkt dadurch salonfähig.

Ein Interview mit einem russischen Diplomaten ist keine Bühne für Propaganda, sondern eine Verantwortung, Lügen als solche zu benennen. In einer Zeit des Informationskriegs sollte Medienkompetenz bedeuten: Klar benennen, was Propaganda ist – gerade wenn sie im diplomatischen Gewand daherkommt.

Mit freundlichen Grüßen

Leserbrief zur NOZ vom Dienstag, 29.04.2025, Seite 15, „Beamte aus rechten Chats bleiben“

Hallo NOZ Team, 

auf diesem Wege sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Dienstag, 29.04.2025, Seite 15, „Beamte aus rechten Chats bleiben“.Leserbrief: „Restvertrauen? Ernsthaft?“

Wenn man liest, dass Polizisten, die über Jahre hinweg rassistische und verfassungsfeindliche Inhalte verschickt haben, trotz allem im Dienst bleiben dürfen, fällt es schwer, noch an die Selbstreinigungskräfte innerhalb der Polizei zu glauben.

Das Oberverwaltungsgericht spricht von einem „Restvertrauen“ – aber was soll das heißen? Vertrauen ist keine kleine Restgröße, die man einfach übriglässt, wenn jemand seine Grundpflichten als Beamter mit Füßen tritt.

In einer Zeit, in der gerade ein junger Mann wie Lorenz A. nach einem Polizeieinsatz in Oldenburg ums Leben kam – auch wenn dieser Fall selbstverständlich noch aufgeklärt werden muss – wirkt ein solches Urteil fast zynisch.

Man erwartet gerade von Polizisten, dass sie klar und unmissverständlich für unsere Verfassung stehen. Wer sich in rechtsextremen Chats herumtreibt, hat im Staatsdienst nichts verloren, Punkt.

Vertrauen wächst nicht durch Wegsehen und minimale Konsequenzen. Es wächst durch klare Haltung. Diese vermisse ich hier schmerzlich.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zur NOZ vom Montag, 28.04.2025, Artikel Expertentalk auf Seite 2

Hallo NOZ Team,

hiermit sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Montag, 28.04.2025, Artikel Expertentalk auf Seite 2.Meinungsfreiheit braucht Verantwortung – nicht Panikmache

Zum Artikel „Frontalangriff auf die Meinungsfreiheit“:

Natürlich ist es wichtig, die Meinungsfreiheit zu schützen. Aber die pauschale Empörung von Joachim Steinhöfel und Raphael Bonelli im Artikel halte ich für überzogen.

Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass bewusste Falschinformationen und demokratiegefährdende Lügen ungestraft bleiben müssen. Schon heute schützt das Strafrecht unsere Gesellschaft vor Verleumdung und Volksverhetzung – völlig zu Recht. Demokratische Staaten wie Finnland zeigen, dass der Schutz öffentlicher Debatten vor gezielter Desinformation kein Angriff auf die Freiheit, sondern eine Notwendigkeit ist.

Die Behauptung, Deutschland steuere auf einen totalitären Staat zu, entbehrt jeder Grundlage. Auch der Hinweis auf YouTube-Löschungen während der Pandemie verkennt, dass Plattformen eine Verantwortung für die Eindämmung gefährlicher Fehlinformationen tragen.

Zudem sollten Leser wissen, dass sowohl Steinhöfel als auch Bonelli eigene wirtschaftliche Interessen haben: Steinhöfel profitiert juristisch von Auseinandersetzungen mit Plattformen, Bonelli als Bestsellerautor von einer staatsskeptischen Erzählung.

Meinungsfreiheit lebt von Wahrheit und Redlichkeit. Wer gezielt täuscht, gefährdet diese Freiheit. Kluge, transparente Regeln gegen Desinformation sind daher keine Zensur, sondern Schutz der Demokratie.

Mit freundlichen Grüßen

Leserbrief zum Artikel „Attentat überschattet Ukraine-Gespräch“, NOZ Ausgabe vom 26. April 2025, Seite 2

Hallo NOZ Team,

auf diesem Wege sende ich Ihnen meinen Leserbrief zum Artikel „Attentat überschattet Ukraine-Gespräch“, NOZ Ausgabe vom 26. April 2025, Seite 2.

Mit wachsendem Befremden nehme ich die Berichterstattung in der Neuen Osnabrücker Zeitung zur Ukraine wahr – zuletzt beim Artikel „Attentat überschattet Ukraine-Gespräch“ (Ausgabe vom 26. April 2025, Seite 2).

Der Artikel übernimmt ohne erkennbare kritische Distanz die russische Darstellung, dass ukrainische Geheimdienste für den Tod eines russischen Generals verantwortlich seien. Weder wird darauf hingewiesen, dass es sich dabei bislang lediglich um Behauptungen handelt, noch werden alternative Erklärungen – etwa innerstaatliche russische Machtkämpfe oder gezielte Propagandaaktionen – überhaupt in Betracht gezogen. Eine journalistische Einordnung oder Relativierung solcher schwerwiegenden Vorwürfe wäre dringend erforderlich gewesen.

Auch die Aussagen von Donald Trump, der erneut die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland legitimiert und der Ukraine die Schuld am Krieg zuweist, werden nahezu unkommentiert wiedergegeben. Dass ein Nato-Beitrittswunsch eines souveränen Staates niemals einen Angriffskrieg rechtfertigt, wäre ein zentraler Kontext gewesen, der leider fehlt.

So entsteht einmal mehr der Eindruck, als sei Russland ernsthaft an Frieden interessiert, während die Ukraine als Kriegstreiberin erscheint. Diese Darstellung wird der komplexen Wirklichkeit in keiner Weise gerecht und verzerrt die politische Verantwortung erheblich.

Eine objektive Berichterstattung sollte Positionen beider Seiten darstellen und offenkundige Propagandaaussagen nicht ungefiltert transportieren. Ich bitte Sie dringend, Ihrer publizistischen Verantwortung stärker gerecht zu werden – gerade angesichts der brutalen Realität dieses Krieges.

Mit freundlichen Grüßen

Leserbrief zur NOZ vom Freitag, 25.04.2025, zum Artikel „Ukraine: Druck auf Selenskyj wächst“, Seite 1

Hallo NOZ Team,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Freitag, 25.04.2025, zum Artikel „Ukraine: Druck auf Selenskyj wächst“, Seite 1. Mit Verwunderung habe ich Ihren Artikel zur aktuellen Lage in der Ukraine gelesen. Die Art und Weise, wie hier russische Positionen sowie Aussagen von Donald Trump nahezu unkommentiert wiedergegeben werden, hinterlässt den Eindruck, als ob die Verantwortung für den andauernden Krieg hauptsächlich bei der Ukraine und Präsident Selenskyj liege. Diese Darstellung greift jedoch viel zu kurz und verzerrt das Bild der Realität.

Russland führt seit über zwei Jahren einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine, hat mehrfach Gebiete annektiert und setzt gezielt auf Terror gegen die Zivilbevölkerung, um politische Ziele zu erzwingen. Diese Fakten sollten nicht untergehen, wenn man russische Friedensbekundungen zitiert, die in Wahrheit an die bedingungslose Kapitulation der Ukraine geknüpft sind. Die Forderung nach einem ukrainischen Rückzug aus den 2022 besetzten Gebieten sowie der Krim bedeutet faktisch eine Belohnung für brutale Gewalt.

Dass Präsident Selenskyj unter diesen Umständen auf Verhandlungen zu fairen Bedingungen besteht, ist kein Ausdruck von Unnachgiebigkeit, sondern der Versuch, die territoriale Integrität seines Landes zu verteidigen – ein Recht, das jedem souveränen Staat zusteht.

Zudem sollte man Donald Trumps Aussagen im Kontext seiner politischen Interessen sehen: Er spricht nicht im Namen der US-Regierung und ist bekannt für seine Nähe zu autoritären Führern. Seine Kritik an Selenskyj wird im Artikel auffällig prominent platziert, während Einordnungen europäischer Stimmen – etwa von Kaja Kallas – eher randständig bleiben.

Ein ausgewogener Journalismus sollte nicht russische Propagandaformeln übernehmen, ohne sie kritisch zu prüfen. Der Eindruck, der Artikel diene eher der Verstärkung russischer Narrative als der Information der Leser, ist leider schwer von der Hand zu weisen.

Mit freundlichen Grüßen

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