Leserbriefe, Medienkritik & politische Analysen seit 2025

Kategorie: Zeitgeschehen (Seite 6 von 16)

Leserbrief zur NOZ vom Dienstag, 02.09.2025, Söders Behauptungen auf der Seite 1

Sehr geehrte Redaktion,

beigefügt sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Dienstag, 02.09.2025, Söders Behauptungen auf der Seite 1.

Markus Söder nennt den Sozialstaat „in dieser Form ungerecht“, und meint damit Kürzungen beim Bürgergeld. Das ist blanke Heuchelei. Gerade erst haben sich Abgeordnete die Diäten um mehrere Hundert Euro erhöht, deutlich mehr als ein Bürgergeldsatz im Monat. Wer so privilegiert ist, sollte nicht nach unten treten.

Ungerecht ist nicht, dass Bedürftige ein Minimum zum Leben erhalten, sondern dass große Gewinne und Vermögen weiterhin kaum belastet werden. Wer wirklich Gerechtigkeit will, muss oben anfangen, nicht bei den Schwächsten.

Auch die SPD täte gut daran, nicht in dieselbe Falle zu tappen und das Bürgergeld kleinzureden, sondern konsequent für soziale Sicherheit einzustehen.

Mit freundlichen Grüßen

Leserbrief zum Artikel „Merz: Einschnitte im Sozialsystem“, NOZ vom 01.09.2025, Seite 1

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Grupe,

beigefügt mein Leserbrief zur im Betreff genannten Ausgabe der NOZ.

Im Artikel „Merz: Einschnitte im Sozialsystem“ wird erneut der Eindruck erweckt, das Bürgergeld sei eine untragbare Last. Auch der Kommentar von Leon Grupe weist zwar zurecht auf die Gefahr von Ausgrenzung hin, bleibt aber an der Oberfläche. Es geht nicht nur um Gerechtigkeit, sondern auch um schlichte ökonomische Vernunft.

Denn: Jeder Euro Bürgergeld fließt unmittelbar in den Wirtschaftskreislauf. Wer wenig hat, gibt sein Geld für Miete, Lebensmittel, Kleidung oder Nahverkehr aus, sichert damit Nachfrage, Arbeitsplätze und spült über die Mehrwertsteuer sogar Mittel zurück in die Staatskasse. Eine Milliarde Euro Bürgergeld erzeugt so fast denselben Effekt im Bruttoinlandsprodukt.

Ganz anders bei Steuererleichterungen für Top-Verdiener: Hier wandert der Großteil in Rücklagen, Aktien oder Immobilienblasen. Für die heimische Wirtschaft bringt das fast nichts. Kurz gesagt: Bürgergeld stärkt die Realwirtschaft, Reichen-Geschenke füttern nur die Spekulation.

Wenn also Friedrich Merz von „schmerzhaften Einschnitten“ spricht, dann heißt das im Klartext: den ärmsten Bürgern Kaufkraft entziehen, die Wirtschaft schwächen und soziale Spannungen verschärfen, während große Gewinne und Vermögen weiter unangetastet bleiben. Das ist nicht nur zutiefst ungerecht, sondern auch ökonomisch unsinnig.

Mit freundlichen Grüßen

Leserbrief zum Artikel „Studie: Windparks könnten chemische Stoffe ins Meer abgeben“ (NOZ, 27. August 2025, Seite 24)

Sehr geehrte Redaktion,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zum Artikel „Studie: Windparks könnten chemische Stoffe ins Meer abgeben“ (NOZ, 27. August 2025, Seite 24), in dem ich mir eine zusätzliche Einordnung gewünscht hätte.

Die Risiken durch Offshore-Windparks sind real, aber technisch gut vermeidbar, etwa mit modernen Korrosionsschutzsystemen oder biologisch abbaubaren Schmierstoffen. Demgegenüber richten Öl- und Gastanker nachweislich schwere Schäden an: Havarien und chronische Ölverschmutzungen belasten die Meere seit Jahrzehnten massiv.

Werden fossile Importe durch Windstrom ersetzt, entfallen diese Tankerrisiken, und zusätzlich Treibhausgase, die Ozeane erwärmen und versauern. In der Gesamtbilanz schützt Offshore-Wind die Meere also eher, vorausgesetzt, die Betreiber setzen klare Umweltstandards um.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zum Artikel „Wir schaffen das half der AfD beim Aufstieg“ (NOZ vom 26.08.2025, Seite 3)

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Grupe,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zum Artikel „Wir schaffen das half der AfD beim Aufstieg“ (NOZ vom 26.08.2025, Seite 3).

Der Beitrag von Leon Grupe reduziert den Aufstieg der AfD fast vollständig auf Angela Merkels Entscheidung im Sommer 2015. Diese Sichtweise greift viel zu kurz und greift auf ein längst bekanntes, aber stark vereinfachtes Narrativ zurück.

Erstens: Die Ursachen für den Erfolg der AfD sind komplex. Neben der Flüchtlingsbewegung spielten auch Eurokrise, soziale Spaltung, die Ost-West-Differenz, interne Kurswechsel der AfD sowie gezielte Desinformationskampagnen eine wesentliche Rolle. Wer Merkels „Wir schaffen das“ als fast alleinigen Auslöser darstellt, unterschlägt diese Faktoren und verengt den Blick.

Zweitens: Die Darstellung der Kölner Silvesternacht als Beispiel für „hunderte Frauen“ ist irreführend. Fakt ist: Es gab über 1.000 Anzeigen, davon rund 660 mit sexuellem Bezug, überwiegend wegen Belästigungen im Gedränge. Von „hunderten vergewaltigten Frauen“ kann keine Rede sein. Solche Zuspitzungen tragen eher zur Mythenbildung bei, als dass sie zur sachlichen Aufarbeitung beitragen.

Drittens: Wer Merkels Politik die „Schuld“ am AfD-Aufstieg zuschiebt, entlastet damit paradoxerweise die AfD selbst. Eine demokratische Öffentlichkeit sollte nicht die populistische Erzählung verstärken, dass allein „die Flüchtlingspolitik“ diese Partei groß gemacht habe.

Eine seriöse Analyse muss die Mehrdimensionalität der Ursachen anerkennen und darf nicht in einfachen Schuldzuweisungen stecken bleiben.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zur NOZ vom Dienstag, 26.08.2025, Seite 1, Söders Sparplan

Sehr geehrte Redaktion,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Dienstag, 26.08.2025, Seite 1, Söders Sparplan.Markus Söders „Sparplan“ entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als populistischer Nebel.

Die Abschaffung des Bürgergelds ist rechtlich und sozialpolitisch kaum machbar, Kürzungen beim Wohngeld oder bei Geflüchteten bringen im Haushalt nur Peanuts, sind aber gesellschaftlich brandgefährlich. Auch die Förderung für Wärmepumpen stammt überwiegend aus dem Klimafonds, wer hier streicht, bremst die Energiewende und verursacht langfristig höhere Kosten.

Einzig bei der Entwicklungshilfe ließe sich tatsächlich sparen, doch das würde internationale Verpflichtungen unterlaufen und neue Fluchtursachen schaffen, also das Gegenteil dessen bewirken, was Söder vorgibt.

Statt seriöser Haushaltspolitik liefert er populistische Schlagworte. So saniert man keinen Bundeshaushalt.

Mit freundlichen Grüßen

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