Leserbriefe, Medienkritik & politische Analysen seit 2025

Kategorie: Zeitgeschehen (Seite 7 von 16)

Leserbrief zum Interview mit Carsten Linnemann („Manchmal sollte man die Kirche auch im Dorf lassen“, NOZ vom 23. August 2025)

Sehr geehrte Redaktion,

beigefügt sende ich Ihnen meinen Leserbrief zum Interview mit Carsten Linnemann („Manchmal sollte man die Kirche auch im Dorf lassen“, NOZ vom 23. August 2025).

Im Interview fordert CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann einen „Paradigmenwechsel“ beim Bürgergeld, sprich: strengere Sanktionen und faktische Kürzungen. Gleichzeitig lehnt er höhere Steuern für Wohlhabende und Unternehmen ab. Diese Kombination ist bezeichnend: Wer am wenigsten hat, soll verzichten, während die Reichsten geschont bleiben.

Die Behauptung, Bürgergeld sei „zu großzügig“ und mache Arbeit unattraktiv, hält einem Faktencheck nicht stand. Schon heute liegt das Existenzminimum bei rund 502 Euro plus Wohnkosten – sicher kein Anreiz, nicht arbeiten zu gehen. Studien der Bundesagentur für Arbeit und verschiedener Wirtschaftsinstitute belegen zudem eindeutig: Erwerbstätigkeit lohnt sich fast immer, Aufstockerregelungen und Freibeträge verhindern die behauptete „sozialstaatliche Hängematte“.

Deutschland hat im OECD-Vergleich eine extrem niedrige Vermögensbesteuerung und eine wachsende Ungleichheit. Wer von „Fairness gegenüber der arbeitenden Mitte“ spricht, aber die Superreichen steuerlich schont, verschiebt die Lasten weiter nach unten.

Anstatt die Schwächsten erneut unter Generalverdacht zu stellen, wäre es ehrlicher, über gerechte Steuerpolitik, eine Entlastung der Mitte und faire Löhne zu reden.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zur NOZ vom Dienstag, 19.08.2025, „Nur fünf Prozent verzichten auf Fleisch“, Seite 7, von Sophie Wehmeyer

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrte Frau Wehmeyer,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Dienstag, 19.08.2025, zum Artikel Nur fünf Prozent verzichten auf Fleisch, Seite 7, von Sophie Wehmeyer.

Die Überschrift „Nur fünf Prozent verzichten in Deutschland auf Fleisch – Die Macht einer Minderheit“ vermittelt einen verzerrten Eindruck. Denn aktuelle Daten des Bundesernährungsministeriums zeigen: Rund acht Prozent der Deutschen leben vegetarisch, zwei Prozent vegan, also doppelt so viele, wie im Artikel genannt. Noch wichtiger: 41 Prozent bezeichnen sich als „flexitarisch“, essen also bewusst weniger Fleisch. Damit ist die Zahl derjenigen, die ihren Konsum reduzieren, weit größer als die Schlagzeile suggeriert.

Auch beim Fleischverbrauch zeigt sich ein langfristiger Trend: Seit Jahren geht der Pro-Kopf-Verzehr zurück, 2023 auf ein Rekordtief. Dass 2024 ein leichter Anstieg gemessen wurde, ändert nichts daran, dass die Entwicklung klar nach unten weist.

Die Formulierung „Macht einer Minderheit“ greift zu kurz. Handel und Gastronomie reagieren nicht auf ideologische Vorgaben, sondern auf Nachfrage. Dass heute Supermärkte pflanzliche Alternativen anbieten und Konzerne in neue Produkte investieren, ist Ausdruck eines breiten gesellschaftlichen Wandels. Eine differenzierte Darstellung wäre daher sachgerechter als eine zugespitzte Schlagzeile.

Mit freundlichen Grüßen 

Zur Meinung von Raimund Neuß in der NOZ vom Montag, 18.08.2025, Seite 1

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Neuß,

vielen Dank für Ihre klaren Worte in der NOZ vom Montag, 25.08.2025, zum Treffen von Trump und Putin in Alaska.

Der Kommentar „Trump macht sich lächerlich“ bringt die ganze Absurdität von Trumps Auftreten präzise und pointiert auf den Punkt. Die klare Analyse seiner innenpolitischen Inszenierungen im Kontrast zu den geopolitischen Realitäten ist absolut gelungen.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zur NOZ vom Montag, 18.08.2025, Seite 6, Ferienjob statt Freibad

Sehr geehrte Redaktion,

beigefügt erhalten Sie meinen Leserbrief zur NOZ vom Montag, 18.08.2025, Seite 6, Ferienjob statt Freibad.

Der Artikel zeigt sehr deutlich, was die Union unter „Bürokratieabbau“ versteht: die Absenkung von Schutzstandards und die Schlechterstellung junger Menschen. Wenn Schüler in Gastronomie, Handel oder Produktion genauso arbeiten wie Erwachsene, dann haben sie auch Anspruch auf eine faire Bezahlung, sprich: den Mindestlohn.

Wer Jugendlichen diesen Anspruch verweigert, fördert nicht „Beschäftigung“, sondern billige Arbeitskraft für Unternehmen. Dass die Union das als angeblichen Standortvorteil verkauft, ist entlarvend. Bürokratieabbau darf nicht zum Deckmantel für Ausbeutung werden.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 16.08.2025, Seite 5, AfD im Norden schwach v. Susanne Link

Guten Tag Frau Link, sehr geehrte Redaktion,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 16.08.2025, Artikel auf Seite 5, AfD im Norden schwach von Susanne Link.

Ihr Artikel reiht sich leider in ein Muster ein, das in Ihrer Berichterstattung zur AfD immer wieder auffällt: Die Partei wird überwiegend wie eine „normale“ politische Kraft dargestellt, deren Erfolg oder Misserfolg vor allem von internen Querelen oder der jeweiligen politischen Kultur abhängt.

Was dabei regelmäßig zu kurz kommt, ist die inhaltliche Einordnung: Die AfD ist keine gewöhnliche Protestpartei, sondern wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft. Ihre Funktionäre relativieren den Nationalsozialismus, verbreiten rassistische und demokratiefeindliche Positionen. Genau das unterscheidet sie fundamental von anderen Parteien.

Untersuchungen zeigen inzwischen deutlich, dass eine zu neutrale, normalisierende Berichterstattung die AfD stärkt. Wenn Medien ihre Rhetorik oder ihre Personalquerelen lediglich beschreiben, ohne die ideologischen Gefahren konsequent einzuordnen, verschiebt sich der öffentliche Diskurs unmerklich nach rechts. Damit laufen Zeitungen Gefahr, ungewollt zu einem Resonanzraum für extremistische Narrative zu werden.

Eine Zeitung wie die NOZ trägt eine besondere Verantwortung für die demokratische Kultur in unserer Region. Ich wünsche mir daher eine kritischere Auseinandersetzung mit der AfD – nicht nur die Frage, warum sie in Schleswig-Holstein schwächer ist, sondern vor allem, warum ihre Inhalte für unsere Demokratie gefährlich sind.

Mit freundlichen Grüßen

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