Sehr geehrte Redaktion,
beigefügt sende ich Ihnen meinen Leserbrief zum Interview mit Carsten Linnemann („Manchmal sollte man die Kirche auch im Dorf lassen“, NOZ vom 23. August 2025).
Im Interview fordert CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann einen „Paradigmenwechsel“ beim Bürgergeld, sprich: strengere Sanktionen und faktische Kürzungen. Gleichzeitig lehnt er höhere Steuern für Wohlhabende und Unternehmen ab. Diese Kombination ist bezeichnend: Wer am wenigsten hat, soll verzichten, während die Reichsten geschont bleiben.
Die Behauptung, Bürgergeld sei „zu großzügig“ und mache Arbeit unattraktiv, hält einem Faktencheck nicht stand. Schon heute liegt das Existenzminimum bei rund 502 Euro plus Wohnkosten – sicher kein Anreiz, nicht arbeiten zu gehen. Studien der Bundesagentur für Arbeit und verschiedener Wirtschaftsinstitute belegen zudem eindeutig: Erwerbstätigkeit lohnt sich fast immer, Aufstockerregelungen und Freibeträge verhindern die behauptete „sozialstaatliche Hängematte“.
Deutschland hat im OECD-Vergleich eine extrem niedrige Vermögensbesteuerung und eine wachsende Ungleichheit. Wer von „Fairness gegenüber der arbeitenden Mitte“ spricht, aber die Superreichen steuerlich schont, verschiebt die Lasten weiter nach unten.
Anstatt die Schwächsten erneut unter Generalverdacht zu stellen, wäre es ehrlicher, über gerechte Steuerpolitik, eine Entlastung der Mitte und faire Löhne zu reden.
Mit freundlichen Grüßen