Windkraft im Wald wird häufig überdramatisiert, während die eigentlichen Ursachen der Waldschäden – Klimawandel und Braunkohleabbau – kaum erwähnt werden. Der Leserbrief fordert eine sachliche Abwägung statt pauschaler Panikmache.

Hallo NOZ, hallo Herr Clasen,

ich sende Ihnen meinen Leserbrief zum Artikel zu Clasen Talk „Vier von fünf Bäumen sind nicht gesund“ in der NOZ vom Montag, 17.11.2025.

Im jüngsten Clasen Talk wurde erneut Windkraft im Wald als große Gefahr dargestellt. Das verzerrt die Realität. Die massiven Waldschäden der letzten Jahre stammen nicht von Windrädern, sondern vom Klimawandel: Dürre, Hitze und Borkenkäfer haben hunderttausende Hektar zerstört. Vier von fünf Bäumen gelten laut Waldzustandsbericht als geschädigt, ganz ohne Einfluss der Energiewende.

Auch die oft beschworenen „autobahnähnlichen Schneisen“ sind überzogen. Der Bau eines Windrades bedeutet einen Eingriff, aber einen begrenzten. Viele Flächen werden später wieder aufgeforstet. Zum Vergleich: Für Braunkohleabbau wie in Garzweiler oder Lützerath wurden ganze Wälder und Ortschaften ausgelöscht, über Jahrzehnte hinweg und in riesigen Dimensionen. Diese Relationen sollte man nicht ausblenden.

Entscheidend ist eine ehrliche Abwägung: Naturschutzverbände befürworten Windkraft auf geschädigten Monokulturen oder Kahlflächen, während artenreiche Altwälder tabu bleiben müssen. Wer jedoch jede Anlage im Wald pauschal verteufelt, bremst nicht nur die Energiewende, sondern schwächt am Ende auch den Waldschutz.

Denn ohne wirksame Klimapolitik wird der Wald weiter verlieren, unabhängig davon, wie viele Windräder wir verhindern.

Mit freundlichen Grüßen