Hallo NOZ Team,

beigefügt sende ich Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 12.04.2025.

Leserbrief zum Interview mit Gitta Connemann („Es ging ein Aufatmen durch den Mittelstand“)

Sehr geehrte Redaktion,

mit großem Interesse habe ich das Interview mit Frau Gitta Connemann gelesen. Was als wirtschaftspolitischer Aufbruch verkauft wird, wirft bei genauerem Hinsehen viele Fragen auf – und lässt an zentralen Stellen die notwendige Substanz vermissen.

Frau Connemann spricht von einem „Aufatmen“ im Mittelstand – doch wo sind die Belege? Viele Unternehmen kämpfen weiter mit Unsicherheiten, hohen Energie- und Steuerlasten sowie Fachkräftemangel. Eine echte Entlastung wird zwar angekündigt, aber: Steuererleichterungen kommen frühestens 2028, wesentliche Maßnahmen stehen unter Finanzierungsvorbehalt, und die Haushaltslage ist mehr als angespannt. Von einem verlässlichen „Fundament“ kann keine Rede sein.

Auch Aussagen zur Reform des Bürgergeldes und zur Rückkehr des Prinzips „Fördern und Fordern“ bleiben vage. Sanktionen gab es längst wieder, und wer glaubt, durch rein rhetorische Härte über strukturelle Probleme am Arbeitsmarkt hinwegzukommen, verschleiert die Realität. Die Behauptung, das Bürgergeld sei ein „Turbo für die AfD“, ist ein populistisches Ablenkungsmanöver – und wird den komplexen Ursachen politischer Radikalisierung nicht gerecht.

Dass zentrale Fragen – etwa zum Verbrenner-Aus oder zur Zukunft der Rente – an Kommissionen delegiert werden, zeigt vielmehr, dass Mut und Klarheit fehlen. Und der viel zitierte 500-Milliarden-Infrastrukturfonds? Juristisch hochumstritten und bisher nicht mehr als ein vages Versprechen auf Pump.

Ein echter Aufbruch braucht mehr als wohlklingende Formulierungen. Er braucht ehrliche Antworten, tragfähige Konzepte und eine solide Finanzierung. Wer das Vertrauen des Mittelstands und der Bevölkerung zurückgewinnen will, muss mehr liefern als PR-Formeln.

Mit freundlichen Grüßen