Kritischer Leserbrief zur Verkehrspolitik: Warum Schnieders Plädoyer für den Verbrennungsmotor an Fakten, Markttrends und Klimarealität vorbeigeht
Hallo NOZ, hallo Frau Lehmann, hallo Herr Schmidt,hier mein Leserbrief zum Interview mit Schnieder.
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder behauptet im Interview, der Verbrennungsmotor werde „eine Zukunft haben“ und die Autoindustrie brauche mehr Zeit für die Transformation. Diese Sicht wirkt beruhigend, ignoriert aber die Fakten.
Erstens: Der Markt bewegt sich mit großer Geschwindigkeit Richtung Elektromobilität. In vielen europäischen Ländern liegt der Anteil reiner Elektroautos schon heute bei 20–30 Prozent, und internationale Prognosen sehen Europa und China bis 2030 klar elektrisch dominiert. Die Wende ist also längst im Gang.
Zweitens: Für den europäischen Neuwagenmarkt ist die Zukunft des klassischen Verbrenners praktisch beendet. Die EU hat entschieden, ab 2035 keine neuen Pkw mit CO₂-Ausstoß mehr zuzulassen. Genau darauf richtet sich die Industrie aus. Ständige politische Zweifel, wie sie Schnieder schürt, schaffen keine Sicherheit, sondern bremsen Investitionen.
Drittens: Dass Hersteller die Transformation „bis 2035 nicht schaffen“ würden, ist wenig überzeugend. Die Konzerne investieren längst massiv in Elektroplattformen, Batteriefertigungen und neue Produktionsstrukturen. Was sie am meisten hemmt, ist politische Unklarheit, nicht technische Unfähigkeit.
Viertens: Die Idee, Verbrenner mit synthetischen Kraftstoffen klimaneutral zu retten, bleibt Illusion. E-Fuels sind extrem teuer, ineffizient und nur in kleinen Mengen verfügbar. Für Flugzeuge oder Schiffe mag das sinnvoll sein, für Millionen Pkw nicht.Fünftens: Klimapolitisch ist das Festhalten am Verbrenner ein Risiko. Der Verkehr ist seit Jahren das Sorgenkind der deutschen CO2-Bilanz. Wenn selbst Neuwagen noch lange fossile Emissionen verursachen, sind die Klimaziele schlicht nicht erreichbar.
Schnieders Argumentation ist daher nicht zukunftsorientiert, sondern rückwärtsgewandt. Deutschland muss die Transformation entschlossen gestalten, statt alte Technologien künstlich am Leben zu halten. Die Zukunft des Autos wird elektrisch sein, nicht, weil Politik es diktiert, sondern weil Märkte, Technologie und Klimarealität längst dorthin drängen.
Mit freundlichen Grüßen
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