Leserbriefe, Medienkritik & politische Analysen seit 2025

Schlagwort: Asyl

Leserbrief zu „Dringend nötige Atempause“ von Thomas Ludwig (NOZ, 13. November) 

Der Leserbrief widerspricht der Behauptung, deutsche Kommunen seien bei der Aufnahme Geflüchteter „ausgereizt“. Er verweist auf aktuelle Daten, die zeigen, dass die große Mehrheit der Kommunen die Situation als machbar einstuft und Asylzahlen rückläufig sind. Der Brief kritisiert pauschale Überlastungsrhetorik und fordert eine faktenbasierte Debatte.

Hallo NOZ, hallo Herr Ludwig,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zu „Dringend nötige Atempause“ von Thomas Ludwig (NOZ, 13. November).

Thomas Ludwig schreibt, die Kapazitätsgrenzen bei der Aufnahme und Integration von Geflüchteten seien „ausgereizt“. Dafür nennt er aber keine Zahlen. Tatsächlich zeigen aktuelle Daten ein anderes Bild:
Laut einer bundesweiten Umfrage unter über 800 Kommunen (Mediendienst Integration/Uni Hildesheim, 2024) bewerten mehr als 70 Prozent die Lage als „herausfordernd, aber machbar“. Nur rund 5 Prozent sehen sich als überlastet, und die Zahl der überforderten Kommunen ist gegenüber 2023 deutlich gesunken.

Auch die Asylanträge und illegalen Einreisen sind seit 2024 rückläufig, das bestätigen die Statistiken des Bundesamts für Migration.

Natürlich gibt es regionale Probleme, etwa bei Wohnraum oder Behörden, aber von einer flächendeckenden Überforderung kann keine Rede sein. Solche pauschalen Aussagen, wie sie Herr Ludwig trifft, verzerren die Lage und befeuern unnötig Ängste.

Eine sachliche Debatte sollte sich auf Fakten stützen, nicht auf gefühlte Überlastung.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 30.08.2025, Meinung Burkhardt Ewert zu Angela Merkels „Wir schaffen das“, Seite 1

Der Kommentar zu Merkels „Wir schaffen das“ verzerrt 2015. Die Zahl der Geflüchteten war nicht so dramatisch wie oft behauptet, und ihre Integration war erfolgreich. Merkel setzte auf Humanität und Integration – und hatte recht.

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Ewert,

hier mein Leserbrief zur NOZ vom Samstag, 30.08.2025, Meinung Burkhardt Ewert, Seite 1.

Der Kommentar zu Angela Merkels „Wir schaffen das“ verzerrt das Bild von 2015. Ja, damals stieg die Zahl der Asylanträge stark an, rund 476.000 im Jahr, wir alle wissen warum. Von „Millionen Syrern“ kann aber keine Rede sein, und längst nicht alle sind geblieben.

Auch die Behauptung, Merkels Entscheidung habe den Brexit „entscheidend“ ausgelöst, ist historisch unhaltbar. Das Referendum war längst angekündigt, die britische EU-Skepsis tief verwurzelt. Merkels Politik war vielleicht ein Mosaikstein, sicher aber nicht der Schlüssel zum Austritt.

Gern wird auch der Aufstieg der AfD allein auf 2015 zurückgeführt. Das ist bequem, blendet aber andere Ursachen wie soziale Abstiegsängste und allgemeine Politikverdrossenheit aus.

Vor allem unterschlägt der Kommentar die Realität von heute: Laut IAB sind inzwischen 64 % der 2015 Geflüchteten erwerbstätig, rechnet man Selbstständige hinzu sogar knapp 70 %. Damit liegt diese Gruppe fast gleichauf mit der Beschäftigungsquote der Gesamtbevölkerung (77 %). Männliche Geflüchtete arbeiten sogar überdurchschnittlich häufig. Wer also behauptet, Merkels Entscheidung habe Deutschland nur geschadet, ignoriert diese Fakten.

Angela Merkels „Wir schaffen das“ war kein Ausdruck von Willkür, sondern eine politische Wette auf Humanität und Integrationskraft. Zehn Jahre später zeigt sich: Ganz so falsch lag sie nicht.

Mit freundlichen Grüßen