Leserbriefe, Medienkritik & politische Analysen seit 2025

Schlagwort: Korruption

Leserbrief zum Artikel „Infantino und Trump trüben die Vorfreude [auf die FIFA Fussball WM 2026]“ von Alexander Barklage in der NOZ vom 08.12.2025, Seite 21

Leserbrief über Infantinos fragwürdige Trump-Show bei der WM-Auslosung. Wie die FIFA den Fußball beschädigt und Fans wie Spieler frustriert.

Hallo NOZ, hallo Herr Barklage,

hier mein Leserbrief zum Artikel „Infantino und Trump trüben die Vorfreude“ von Alexander Barklage in der NOZ vom 08.12.2025 auf der Seite 21.

Die jüngste Auslosung zur Fußball-WM 2026 hat eines gezeigt: Die FIFA ist weiter denn je davon entfernt, ein unpolitischer, sportlicher Weltverband zu sein. Was Gianni Infantino dort veranstaltet hat, war nicht nur geschmacklos, sondern schlicht eine abstoßende Shitshow. Einen eigens erfundenen „Friedenspreis“ ausgerechnet an Donald Trump zu überreichen, und das auch noch in einer live übertragenen WM-Show, ist eine politische Anbiederung, die selbst für FIFA-Verhältnisse ein neuer Tiefpunkt ist.

Es wirkt wie eine Farce: Eine Organisation, die sich seit Jahrzehnten als unpolitisch bezeichnet, nutzt ihre größte Bühne für einen PR-Auftritt eines US-Präsidenten, der selbst im eigenen Land extrem polarisiert. Dieses Verhalten ist nicht nur peinlich, es beschädigt den Sport und all jene, die ihn lieben.

Ich frage mich zunehmend, wie Fußballer dieses System noch mittragen können. Wie kann man für einen Verband auf den Rasen gehen, der sich derart schamlos politischen Machtspielen hingibt? Wie soll man an eine WM glauben, wenn schon die Auslosung aussieht wie eine Reality-Show für das Ego zweier Männer?

Die FIFA zerstört mit solchen Auftritten das, was die WM eigentlich ausmacht: die Freude am Sport, die Fairness, das Miteinander. Es wäre höchste Zeit, dass sich die Fußballwelt dagegen ausspricht, deutlich, hörbar und ohne Angst vor Konsequenzen. Denn solange niemand widerspricht, wird die FIFA genauso weitermachen.

Mit freundlichen Grüßen

NOZblog

Leserbrief zur Meinung „Doku über Robert Habeck – Habeck-Doku ist naiv“ von Philipp Ebert, NOZ vom 06.12.2025, Seite 2

Warum die Empörung über die rechtmäßige Habeck-Doku-Förderung doppelte Standards offenbart und wie unionsnahe Skandale ein ganz anderes Licht auf die Debatte werfen.

Hallo NOZ, hallo Herr Ebert,

Herr Ebert kritisiert die Filmförderung der Habeck-Doku als instinktlos, räumt aber selbst ein, dass sie rechtlich völlig einwandfrei war. Kulturförderung nach klaren Kriterien ist in Deutschland alltägliche Praxis, tausendfach im Jahr. Wer daraus dennoch eine moralische Verfehlung konstruiert, betreibt weniger Medienkritik als politische Symbolpflege.

Bemerkenswert wird diese Empörung vor allem im Vergleich: Als Unionspolitiker wie Jens Spahn mit fragwürdigen Maskengeschäften, Immobilienaffären oder eigenen Parteikollegen mit üppigen Pandemie-Provisionen Schlagzeilen machten, war von Instinktlosigkeit selten die Rede. Dort ging es nicht um reguläre Fördermittel, sondern um echte Bereicherung im politischen Umfeld.

Dass ausgerechnet eine rechtmäßig geförderte Dokumentation skandalisiert wird, während unionsnahe Verfehlungen verharmlost oder verschwiegen werden, zeigt vor allem eines: doppelte Standards.

Zumal die neue, konservativ geführte Regierung inzwischen zentrale energie- und industriepolitische Maßnahmen umsetzt, die Habeck einst forderte, und für die er jahrelang von eben jenem Lager verspottet wurde. Vielleicht erklärt das auch die nicht enden wollende Kritik: Sie soll verdecken, dass ausgerechnet der vielgescholtene Habeck in wesentlichen Fragen richtig lag.

Eine faire Debatte braucht Maßstäbe, die für alle gelten, nicht nur für die politische Gegenseite.

Mit freundlichen Grüßen

Mo., 8. Dez. 2025, 10:32

Guten Tag, Herr Reichl,

ich kann die Grundannahmen Ihres Leserbriefs nicht verstehen: Über die Vorwürfe gegen Jens Spahn haben wir zigfach berichtet. Sie arbeiten hier mit einem Strohmann-Argument, die rhetorische Strategie wiederum ist rabulistisch.

Im Übrigen greift meine Kritik nicht Robert Habeck an (was allerdings auch legitim wäre), sondern die Doku. Habeck hat eine solch schlechte Doku nicht verdient; tatsächlich ist es ja fast tragisch, wie er in dem Film dem Filmemacher erklären muss, dass die Dinge eben komplizierter sind, als dieser es sich denkt. Falls sie den Film noch nicht gesehen haben, empfehle ich ihn. Nicht, weil er gut wäre, sondern als Zeitdokument. Und man kann zugeben, dass der Filmemacher wenn auch naiv und überheblich, so doch sympathisch wirkt.

Viele Grüße

Philipp Ebert

Guten Tag, Herr Ebert,

vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Weder den Vorwurf eines Strohmann-Arguments noch den der Rabulistik kann ich nachvollziehen. Ich habe Ihnen keine Position zugeschrieben, die Sie nicht vertreten, und auch keine spitzfindige Argumentation geführt. Meine Kritik bezog sich allein auf die Unterschiede in der publizistischen Gewichtung. Eine rechtmäßige Filmförderung wird prominent moralisch gerahmt, während andere Vorgänge mit deutlich größerem Konfliktpotenzial deutlich leiser behandelt werden.

Dass die NOZ über die Affären rund um Herrn Spahn berichtet hat, bestreite ich nicht. Die Frage ist jedoch, mit welcher Tonlage und welcher Einordnung. Genau darauf zielte mein Vergleich.

Und gerade deshalb fällt auf, dass die NOZ bislang nicht über die Vorwürfe gegen Ministerin Reiche berichtet hat, deren Ressort Fördermittel an ein Unternehmen bewilligte, an dem ihr Lebensgefährte Karl-Theodor zu Guttenberg beteiligt ist. Ein Vorgang, der zumindest den Anschein eines echten Interessenkonflikts birgt.

Mit freundlichen Grüßen

Timm Reichl