Leserbriefe, Medienkritik & politische Analysen seit 2025

Kategorie: Zeitgeschehen (Seite 3 von 16)

Leserbrief zum aus der NZZ übernommenen Interview mit Reiner Holznagel in der NOZ vom 22.10.2025

Hallo NOZ Team,  moin Redaktion, 

hier mein Leserbrief zum aus der NZZ übernommenen Interview mit Reiner Holznagel in der NOZ vom 22.10.2025.

Das ganzseitige Interview mit Reiner Holznagel vom Bund der Steuerzahler zeigt, wie unkritisch die NOZ wirtschaftsliberale Lobbypositionen wiedergibt. Der Steuerzahlerbund gibt sich als neutrale Bürgervertretung, ist aber ein Verband, der vor allem die Interessen von Unternehmen und Besserverdienenden vertritt.

Bereits Anja Reschke zeigte in ihrer ARD-Sendung, wie eng der Verband mit FDP-nahen Netzwerken verflochten ist. Er kritisiert staatliche Ausgaben, aber kaum Steuerprivilegien für Konzerne. So entsteht das Bild eines verschwenderischen Staates, ein Narrativ, das populistische Stimmungen befeuert.

Gerade jetzt brauchen wir öffentliche Investitionen in Bildung, Pflege und Klimaschutz statt pauschaler Sparparolen. Wenn die NOZ NZZ-Artikel übernimmt und solchen Stimmen breiten Raum gibt, sollte sie wenigstens kritische Gegenpositionen bieten.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zum NOZ-Artikel Merz sagt AfD den Kampf an (21. Oktober 2025, Titelseite)

Hallo NOZ Team, 

ich sende Ihnen meinen Leserbrief zum NOZ-Artikel Merz sagt AfD den Kampf an (21. Oktober 2025, Titelseite). 

Friedrich Merz erklärt, er wolle sich von der AfD nicht zerstören lassen. Doch wer seine jüngsten Äußerungen hört, könnte den Eindruck gewinnen, er wolle ihr lieber die Themen abnehmen, indem er sie übernimmt.

Wenn Merz von einem Problem im Stadtbild spricht und sagt, wer seine Töchter fragt, wisse, was er meine, dann bedient er genau jene diffusen Ängste, mit denen die AfD seit Jahren Stimmung macht, ohne die Probleme konkret zu benennen oder mit Fakten zu belegen. Das ist keine entschlossene Abgrenzung, sondern ein gefährliches Spiel mit rechten Narrativen.

Besonders irritierend ist seine Reaktion auf die Proteste gegen diese Aussagen. Wer demonstriert, so Merz, müsse sich fragen lassen, „ob er ein Interesse daran hat, ein Problem zu lösen oder einen Keil in die Gesellschaft zu treiben“. Damit stellt der Kanzler legitime Kritik und demokratische Meinungsäußerung unter Generalverdacht. Eine solche Haltung passt nicht zu einem Regierungschef einer demokratischen Volkspartei.

Wer der AfD wirklich entgegentreten will, sollte nicht deren Rhetorik kopieren, sondern ihr Weltbild klar widersprechen, mit Aufklärung, sozialer Gerechtigkeit und glaubwürdiger Integrationspolitik. Sonst verliert die CDU nicht nur Wähler, sondern auch ihre politische Mitte.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zum Thema Chatkontrolle, NOZ, Seite 7, 7. Oktober 2025, KAtrin Pribyl

Sehr geehrte Redaktion,  sehr geehrte Frau Pribyl,

hier sende ich Ihnen meinen Leserbrief zum Thema Chatkontrolle, NOZ, Seite 7, 7. Oktober 2025.

Die NOZ-Artikel zur sogenannten Chatkontrolle erwecken den Eindruck, Kinderschutzorganisationen forderten ein automatisches Durchleuchten privater Nachrichten. Das ist schlicht falsch. Der Deutsche Kinderschutzbund, wie auch viele Fachverbände, lehnt die geplante EU-Chatkontrolle ausdrücklich ab. Er fordert mehr Prävention, Aufklärung und besser ausgestattete Jugendämter, nicht die Schwächung digitaler Grundrechte.

Die EU-Verordnung würde es erlauben, dass Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Signal private Chats und Bilder automatisiert durchsuchen, also ein technisches System schaffen, das einer anlasslosen Überwachung aller Bürgerinnen und Bürger gleichkommt. Dieses sogenannte Client-Side-Scanning untergräbt Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und gefährdet damit nicht nur die Privatsphäre, sondern auch die IT-Sicherheit aller. Wer Verschlüsselung aufweicht, öffnet Einfallstore für Missbrauch, auch durch Kriminelle.

Kinderschutz darf nicht zum Vorwand für Massenüberwachung werden. Effektiver Schutz vor sexualisierter Gewalt entsteht durch Prävention, internationale Zusammenarbeit, qualifizierte Ermittler und digitale Bildung, nicht durch das Durchsuchen von Familienchats und Urlaubsfotos.

Die Bundesregierung sollte klar Nein sagen zur Chatkontrolle, im Interesse unserer Kinder und unserer Grundrechte.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zu: „Dann hätte er (Donald Trump) den Nobelpreis verdient“(NOZ, 6. Oktober, Seite 1), Sören Becker

Sehr geehrte Redaktion,  sehr geehrter Herr Becker, 

hier erhalten Sie meinen Leserbrief zum Kommentar Dann hätte er den Nobelpreis verdient (NOZ, 6. Oktober, Seite 1).

Beckers Gedanke, Donald Trump könne den Friedensnobelpreis verdienen, verkennt die Realität. Trump ist ein verurteilter Straftäter und notorischer Lügner, der über 30.000 Falschbehauptungen verbreitet hat. Er hat den Sturm auf das Kapitol mit angeheizt, demokratische Institutionen geschwächt und sein Verteidigungsministerium zynisch in Kriegsministerium umbenannt.

Auch außenpolitisch hat Trump Konflikte verschärft: mit der Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem, der Kürzung von Hilfen für Palästinenser und der einseitigen Parteinahme für Israel.

Wer Lüge, Spaltung und Drohung als politische Mittel nutzt, ist kein Friedensstifter, und schon gar kein Kandidat für den Friedensnobelpreis.

Mit freundlichen Grüßen 

Leserbrief zur NOZ-Meinung „Wo die AfD Recht hat“ vom 4. Oktober 2025

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Koch,

ich sende Ihnen meinen Leserbrief zur NOZ-Meinung „Wo die AfD Recht hat“ vom 4. Oktober 2025.Der Kommentar „Wo die AfD Recht hat“ trägt zur weiteren Normalisierung einer Partei bei, die vom Verfassungsschutz in mehreren Landesverbänden als gesichert rechtsextrem gilt.

Statt kritisch zu beleuchten, wie gezielt die AfD den tragischen Fall von Friedland instrumentalisiert, übernimmt der Beitrag ihre Narrative nahezu unkommentiert. Selektive Zahlen zu Straftaten von Asylbewerbern werden ohne Kontext präsentiert, etwa ohne Hinweis darauf, dass es sich um Tatverdächtige, nicht Verurteilte handelt und dass viele Delikte interne Konflikte in Unterkünften betreffen. So entsteht ein verzerrtes Bild, das Ängste schürt statt aufzuklären.

Die scheinbare Ausgewogenheit („Nicht alle Asylbewerber sind kriminell, aber einige eben doch“) verschiebt den Diskurs subtil in Richtung AfD-Rhetorik. Der Text endet mit der Forderung, „die Politik müsse endlich Konsequenzen ziehen“, eine Formulierung, die exakt der Argumentationslinie der AfD folgt.

Gerade jetzt, wo über ein mögliches AfD-Verbotsverfahren diskutiert wird, sollten Medien besonders verantwortungsvoll mit ihrer Sprache umgehen. Wer einer rechtsextremen Partei attestiert, „Recht zu haben“, ohne ihre gezielte Desinformation und Demokratiefeindlichkeit klar zu benennen, legitimiert sie indirekt.

Freier Journalismus darf Missstände benennen, aber er sollte nicht dazu beitragen, die Gegner der Demokratie zu normalisieren.

Mit freundlichen Grüßen 

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